Die Entscheidung

Ich wollte sehr gerne die Option eines Auslandsaufenthalts im Studium wahrnehmen. Ein wichtiges Ziel war f¨¹r mich, ×ãÇò±È·ÖÍø in einem internationalen Kontext und den Stellenwert deutscher Kulturvermittlung zu verstehen.?Da ein Auslandssemester an einer anderen Universit?t wegen der Auswahl der Partnerhochschulen f¨¹r mich nicht in Frage kam, entschied ich mich daf¨¹r, ein Praktikum im Ausland zu machen.

Das Praktikum beim Goethe-Institut bot die M?glichkeit, meine existierenden F?higkeiten und Erfahrungen praktisch anzuwenden und diese zu vertiefen sowie mir ungewohnte Felder und F?higkeiten kennenzulernen. In erster Linie war es mir wichtig, an einem renommierten und internationalen Institut wie dem?Goethe-Institut zu arbeiten und dessen Abl?ufe und Strukturen kennenzulernen. Wichtige Aspekte des Praktikums waren f¨¹r mich die interkulturelle und sparten¨¹bergreifende Arbeit, der Einblick in die organisatorische, planerische Arbeit von gr??eren Projekten, langfristigen Programmen und dazugeh?rigen Materialien und die Anwendung meiner beiden Muttersprachen im Berufsalltag. Was mich am Goethe-Institut dar¨¹ber hinaus interessierte, war die Zusammenf¨¹hrung verschiedener Kulturbranchen in dessen Programm.

Die Vorbereitungen

Ich bewarb mich sehr fr¨¹hzeitig auf die Praktikumsstelle, bekam zun?chst keine R¨¹ckmeldung, erhielt aber auf Nachfrage direkt ein Angebot. Zusammen mit meiner Zusage wurde mir ein digitaler Vertrag zugesandt, ein Interview gab es nicht.?Die Kommunikation zwischen Vertragsunterzeichnung und Praktikumsbeginn war nur sporadisch, was anf?nglich etwas beunruhigend war. Entsprechend musste ich mehrmals schreiben und erhielt erst eine Woche vor Praktikumsbeginn einen Leitfaden, in dem Informationen zu Geschichte und Struktur des Goethe-Institut Glasgows, meine Aufgaben und meine zuk¨¹nftigen Kolleg*innen zusammengefasst wurden.

Da ich in Gro?britannien aufgewachsen und zur Schule gegangen bin, beherrsche ich Englisch als Muttersprache und musste keine Sprachkurse besuchen. Ein Visum musste ich nicht beantragen, da ich die britische Staatsb¨¹rgerschaft habe.

Die Unterkunft?

Zuerst suchte ich ¨¹ber Seiten wie Spare Room, Glasgow Gumtree, Easy Roommate, AirBnB, Glasgow¡¯s West End, s?mtliche Facebook-Gruppen und ¨¹ber Soziale Medien nach einem Zimmer. Ich nutzte das Angebot des Goethe-Instituts, einen Aushang am Schwarzen Brett anzubringen, welchen ich sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch verfasst habe. Auch mit aktuellen Praktikantinnen des Goethe-Instituts habe ich geschrieben, um ihre Erfahrungsberichte zu h?ren. Hier kamen insgesamt sehr wenige R¨¹ckmeldungen.

Letztendlich habe ich eine Wohnung ¨¹ber Kontakte finden k?nnen. Ich habe in einer Zweier-Frauen-WG gelebt, die in Woodlands, West End, nur zehn Minuten fu?l?ufig vom Goethe-Institut,?liegt. Der kurze Arbeitsweg hat mir den Arbeitsalltag sehr bequem gemacht.?F¨¹r mein WG-Zimmer zahlte ich 460 Pfund/Monat Kaltmiete. Durch die Energiekrise kam oben noch ordentlich was drauf.

Ich hatte das Privileg, durch das?Int¡®lFlex-Stipendium?f¨¹r Auslandspraktika?f¨¹r die ersten vier Monate meines Praktikums finanziell unterst¨¹tzt zu werden. Da die Unterhaltskosten sehr teuer waren, w?re mir dieses Praktikum ohne diese Finanzierung nicht m?glich gewesen.

Die Praktikumserfahrung

Das?Goethe-Institut Glasgow?besteht aus einem recht kleinen Team mit flacher Hierarchie, daher waren die Arbeitsweise und der Umgang miteinander sehr pers?nlich und offen. Eigenst?ndige Arbeit wurde erwartet und unterst¨¹tzt. Fragen waren sehr willkommen. Ich hatte Ber¨¹hrungspunkte mit allen?Bereichen und konnte viel von der Arbeit der?anderen?lernen. Mir wurde gro?es Vertrauen entgegengebracht und das Verh?ltnis zu meinen Kolleg*innen war stets?freundlich.?Schnell f¨¹hlte ich mich im Team integriert und mir wurden von Beginn an verantwortungsvolle Aufgaben ¨¹bertragen.?

Als Praktikantin war ich neben der Institutsleitung die einzige in der Programmabteilung, die voll und in allen Kultursparten gearbeitet hat.?Eine Schwierigkeit in der Arbeitsweise und Arbeitsteilung stellte sich durch die zwei Halbtagsstellen meiner Ansprechpartnerinnen dar. Dies bedeutete, dass die passende Ansprechperson zu bestimmten Aufgaben oft und l?nger nicht?erreichbar?war. ?

Die Aufgabenbereiche der Programmabteilung des Goethe-Instituts passen gut in das Studium der ×ãÇò±È·ÖÍø. Einerseits konnte ich die Lerninhalte des Grundlagenstudiums in der Praxis anwenden und kultivieren, z.?B. konnte ich sowohl auf theoretisches Wissen als auch auf praktische Kenntnisse der ?ffentlichkeitsarbeit, des Rechnungswesens, Controlling, Vereinswesen, Kulturvermittlung und -management zur¨¹ckgreifen. Insbesondere war die Projektarbeit im Grundlagenstudium eine gute Vorbereitung f¨¹r Herausforderungen von Teamarbeit, Arbeitsteilung und Projektmanagement. Erweiternd erlangte ich Kenntnisse ¨¹ber die genauen Arbeitsweisen und Abla?ufe eines internationalen Sprach- und Kulturbetriebs und den Umgang mit verschiedenen Situationen in der Organisation, Kommunikation und Vermittlung von deutscher Kultur im Ausland. Konkret arbeitete ich u.?a. an einem Schottland-weitem ukrainischen Filmfestival der schottischen EUNIC-Institute, an einer Podiumsdiskussion und an einem Konzert zu Themen von Postkolonialismus, Intersektionalit?t und Geschlechterrollen in der Musikindustrie als?Abschluss einer K¨¹nstler*innen-Online-Residenz und einer von K¨¹nstler*innen geleiteten Workshop-Reihe.

Das Praktikum bietet Einblicke in verschiedenste Kultursparten und Projektgr??enordnungen. Lernerfahrungen und Kompetenzzuwachs sind dabei aber stark abh?ngig?von der Dichte und Qualit?t der ×ãÇò±È·ÖÍø.?Des Weiteren ist es wichtig, pers?nliche W¨¹nsche und Erwartungen zu benennen, ansonsten k?nnte es durchaus sein, dass man entweder ¨¹ber- oder unterfordert wird. Das Ma? der Eigenverantwortlichkeit kann man so mitbestimmen.

Alltag und Freizeit?

In meiner Umgebung gab es viele Caf¨¦s, Restaurants, Pubs und charity shops (v. a. Byres Road, Great Western Road). Zahlungen waren i.?d.?R. bargeldlos. Lebensmittelkosten waren im Schnitt teurer als in Deutschland.?F¨¹r Spazierg?nge sind der gro?e Kelvingrove Park und der Weg entlang des River Kelvins zum Botanic Gardens sehr zu empfehlen.

Die meisten Fitness-Studios sind ohne Vertrag und k?nnen monatlich gezahlt, gefrozen oder gek¨¹ndigt werden. F¨¹r meine Mitgliedschaft beim PureGym zahlte ich 20 Pfund/Monat.

Auch die University of Glasgow lag um die Ecke und so konnte ich nach der Arbeit einen Spanischkurs an der Uni gut erreichen.

Fazit und Tipps

Das Goethe-Institut Glasgow w¨¹rde ich Studierenden empfehlen, die die Bereitschaft haben, in einer gro?en Kulturinstitution zu arbeiten, sich allerdings noch nicht auf einen bestimmten Bereich und/oder eine bestimmte Sparte festlegen wollen. Insbesondere muss ein Interesse f¨¹r internationale und interkulturelle ×ãÇò±È·ÖÍø vorhanden sein. Die Praktikumsstelle bietet einen grundlegenden Einblick in die Vermittlungsbereiche einer Kultureinrichtung und in die unterschiedlichen Aspekte des Kulturmanagements und der ?ffentlichkeitsarbeit.

Ich w¨¹rde hinzuf¨¹gen, dass man sich mit der Entscheidung des?Gastlandes?des Instituts sicher sein sollte, da ein Gro?teil der Programmangebote sich v. a. auf die Kultur und Sprache des Gastlandes?beziehen. In gewissem Sinne war es ein Vorteil f¨¹r mich, dass ich mit dem britischen Kontext bereits vertraut war.

Ich bin dankbar f¨¹r die lehrreiche Praktikumszeit, die aufgeschlossenen Kolleg*innen und die bereichernde Auslandserfahrung in Schottland am Goethe-Institut Glasgow.